Offshore-Politik in Europa
Großbritannien
Stand der Nutzung
Großbritannien verfügt aufgrund seiner Insellage über großes Offshore-Potenzial. Sowohl in der Nordsee, als auch in der Irischen See und im Ärmelkanal bestehen zahlreiche Zonen, die für die Errichtung von Offshore-Windparks vorgesehen sind. Zum Jahresende 2013 ist Großbritannien mit 1.080 Offshore-Windenergieanlagen und einer Gesamtkapazität von fast 3.700 MW der weltweit größte Vorreiter bei der Nutzung der Offshore-Windenergie. Bis zum Jahr 2020 soll die installierte Leistung auf 25 GW steigen.
Politischer Rahmen
Die Stromproduktion aus Offshore-Windenergie wird in Großbritannien durch eine Mengenregelung vergütet, bei der die Stromversorger regelmäßig eine bestimmte Quote an erneuerbaren Energien an der Stromproduktion erfüllen müssen. Diese können sie durch den Erwerb sogenannter Renewable Obligation Certificates (ROCs) nachweisen. Die Zertifikate können die Stromversorger von den Betreibern der Offshore-Windparks ankaufen, die eine bestimmte Anzahl ROCs pro produzierte Megawattstunde (MWh) erhalten. Die Anzahl der ausgegebenen Zertifikate pro MWh wird regelmäßig auf Grundlage des Fortschritts beim Offshore-Ausbau angepasst. Die Betreiber von Offshore-Windparks erhalten die Zertifikate für maximal 20 Jahre, bzw. bis maximal zum 31. März 2037. Im Rahmen des neuen Energiegesetzes plant die Regierung zudem eine Reform der Regelungen für die Netzanbindung von Offshore-Windparks. Zudem plant die Regierung mit der Gründung der Offshore Wind Investment Organisation (OWIO) die Schaffung einer zentralen Stelle zur Steuerung von Investitionen in der Offshore-Windindustrie.
Dänemark
Stand der Nutzung
Dänemark ist mit seiner langen Küstenlinie an Nord- und Ostsee ebenfalls ein Vorreiter bei der Nutzung der Offshore-Windenergie. Ende 2013 waren insgesamt 513 Offshore-Windenergieanlagen (OffWEA) mit einer Gesamtkapazität von rd. 1.270 MW am Netz. Dänemark will die Kapazität bis 2025 auf rd. 4,6 GW ausbauen.
Politischer Rahmen
Der Ausbau der Offshore-Windenergie kann auf zwei Wegen stattfinden. Zum einen werden Projekte inkl. Größe und Standort von der Regierung ausgeschrieben, wobei der Bieter den Zuschlag erhält, der die niedrigste Einspeisevergütung pro Kilowattstunde verlangt. Zu diesem Preis wird dann eine Strommenge von bis zu 10 Terrawattstunden für maximal 20 Jahre vergütet. Zum anderen können Entwickler eigene Projekte umsetzen, für die sie zusätzlich zu den Markterlösen eine fixe Einspeisevergütung je produzierter Kilowattstunde erhalten. Diese wird ebenfalls für einen Zeitraum von 20 Jahren gewährt.
Niederlande
Stand der Nutzung
Die Niederlande verfügen Ende 2013 über eine installierte Offshore-Leistung von rd. 250 MW. Bis zum Jahr 2020 will das Land eine Offshore-Kapazität von 6 GW erreichen. Das erste Vergütungssystem, durch das auch Offshore-Windparks errichtet wurden, ist 2006 ausgelaufen, so dass seitdem nur noch bereits genehmigte Windparks realisiert wurden. Zwischen 2009 und 2013 fand kein weiterer Zubau statt.
Politischer Rahmen
Um die Ausbauziele der Regierung zu erreichen, wurde 2008 ein Nachfolgeprogramm gestartet, das seit 2010 auch für den Offshore-Bereich gilt. Danach wird den Betreibern von Offshore-Windparks eine Basisvergütung gezahlt, von der basierend auf dem Marktpreis ein Korrekturbetrag abgezogen wird. Die Vergütung wird über eine Laufzeit von 15 Jahren gewährt. Zudem gewährt die niederländische Regierung inländischen Investoren die Möglichkeit, einen festgelegten Betrag pro KW steuerlich abzusetzen.
Belgien
Stand der Nutzung
Ebenso wie die Niederlande verfügt auch der Nachbar Belgien über Flächen in der Nordsee, die zum Bau von Offshore-Windparks genutzt werden können. Ende 2013 waren in Belgien Offshore-Windenergieanlagen mit einer Kapazität von rd. 570 MW in Betrieb. Bis 2020 soll die Kapazität auf 2,1 GW gesteigert werden.
Politischer Rahmen
Um den Ausbau zu beschleunigen setzt Belgien auf ein Quotensystem mit Zertifikaten, für die Mindest- und Höchstpreise festgesetzt werden. Die Stromversorger werden verpflichtet, eine bestimmte Anzahl von Zertifikaten aus erneuerbaren Energien in den jeweiligen Regionen vorzuweisen und müssen diese von den Betreibern der Anlagen erwerben. Der Mindestpreis für die Zertifikate aus Offshore-Windenergie liegt bei einer Leistung von bis zu 216 MW bei 107 €/MWh, darüberhinausgehend bei 90 €/MWh.
Schweden
Stand der Nutzung
Schweden verfügt insbesondere an seiner Ostseeküste über das Potenzial zur Errichtung von Offshore-Windparks. Ende 2013 waren Offshore-Kapazitäten mit einer Gesamtleistung von über 210 MW am Netz. Ab 2020 will das Land jährlich bis zu 10 TWh Strom aus Offshore-Windenergie produzieren.
Politischer Rahmen
Zur Unterstützung des Ausbaus setzt Schweden in erster Linie auf ein Quotenmodell mit kombiniertem Zertifikatehandel. Dabei erhalten die Betreiber von Offshore-Windparks pro produzierter Megawattstunde Strom eine bestimmte Anzahl an Zertifikaten, welche sie dann an die Energieversorger verkaufen können. Zudem gibt es für die Errichtung von Offshore-Windenergieanlagen weitere Unterstützungsansätze, beispielsweise durch Steuererleichterungen.
Finnland
Stand der Nutzung
Ebenso wie Schweden verfügt auch Finnland entlang seiner Ostseeküste über Offshore-Potenziale. Zum Jahresende 2013 waren in Finnland neun Offshore-Windenergieanlagen mit einer Gesamtkapazität von rd. 26 MW im Betrieb. Derzeit gibt es keine Planungen, diese Kapazitäten weiter auszubauen.
Politischer Rahmen
Zur Unterstützung der Offshore-Technik setzt Finnland sowohl auf direkte staatliche Unterstützung als auch auf einen sog. Premium-Tarif für die Einspeisung für regenerativen Strom. So können bei Offshore-Windparks bis zu 40 Prozent der Mehrkosten gegenüber konventionellen Kraftwerken erstattet werden. Außerdem erhalten die Betreiber von Offshore-Windparks für einen Zeitraum von bis zu 12 Jahren einen Premiumtarif zusätzlich zum erlösten Marktpreis für den eingespeisten Strom. Dieser ist abhängig von dem Marktpreis und soll so einen Zielpreis für den Strom aus Offshore-Windenergie garantieren. Für Windenergieanlagen gilt in Finnland zudem ein erhöhter Premiumtarif bis zum 31.12.2015.
Irland
Stand der Nutzung
Irland verfügt aufgrund der Insellage über ein hohes Potenzial für die Errichtung von Offshore-Windparks. Sowohl in der Irischen See, als auch an der Atlantikküste können entsprechende Projekte umgesetzt werden. Der aktuelle Stand der Offshore-Windenergienutzung ist mit einer installierten Leistung von rd. 25 MW im Jahr 2013 eher gering.
Politischer Rahmen
Seit dem Jahr 2006 wird in Irland die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien durch Einspeisevergütungen unterstützt, in 2009 wurde dieses System auch auf Offshore-Windenergieanlagen ausgedehnt. Die Regelung ist allerdings Ende 2009 bereits ausgelaufen, wurde jedoch für bereits geplante Projekte mittlerweile bis Ende September 2013 verlängert. Die irische Regierung hat angekündigt, eine neue Vergütungsregelung für Offshore-Windenergie schaffen zu wollen, derzeit sind allerdings nur Onshore-Windprojekte vergütungsfähig.
Frankreich
Stand der Nutzung
In Frankreich wurden bislang noch keine Offshore-Windkraftanlagen realisiert. Potenzial besteht sowohl im Mittelmeer, als auch im Atlantik und im Ärmelkanal. Derzeit läuft der Einstieg in die Offshore-Windenergie, bis zum Jahr 2020 sollen bis zu 6 GW installiert werden. Dazu schreibt die Regierung Offshore-Projekte aus, auf die sich interessierte Entwickler bewerben können.
Politischer Rahmen
Der Ausbau soll in erster Linie durch eine Einspeisevergütung beschleunigt werden. Die Vergütung für Offshore-Windkraftanlagen beträgt derzeit 13 ct/kWh in den ersten 10 Betriebsjahren und in Abhängigkeit von der Anlagenverfügbarkeit zwischen 3 und 13 ct/kWh in den folgenden fünf Jahren. Die Vergütungssätze variieren dabei je nach Standort der Offshore-Anlagen. Neben der Einspeisevergütung für eigene Projekte können die Gewinner von staatlich ausgeschriebenen Projekten eine gesonderte Einspeisevergütung erhalten.
Restl. Europa
Neben den genannten Staaten, die überwiegend schon Offshore-Projekte realisiert haben, planen weitere europäische Länder den Einstieg in die Offshore-Windenergie. Wie Spanien, das einen Kapazitätsaufbau von bis zu 3 GW plant und bereits eine erste 5 MW-Pilotanlage errichtet hat, befasst sich auch der Nachbar Portugal mit diesem Thema. Dort wurde bislang eine Testanlage mit einer Leistung von 2 MW errichtet. Im Ostseeraum setzen sich Polen, Estland, Litauen und Lettland gemeinsam mit den Ausbaupotentialen der Offshore-Windenergie auseinander. Eine weitere Pilotanlage mit einer Leistung von 2,3 MW befindet sich zudem vor der Küste Norwegens. Daneben verfügen weitere Länder, wie Italien, Griechenland, Bulgarien, etc. über einen Meerzugang, so dass auch diese Staaten langfristig als potenzielle Offshore-Märkte in Frage kommen.
- Seite empfehlen:
- Druckansicht
- Printversion als PDF